Neuer Mut, und was Sport mit Business zu tun hat

Dieser Artikel ist vor allem für mein wunderbares Sportler-Netzwerk – aber auch für meine Coaching Kollegen und jeden den diese Gedanken interessieren. 

Warum hören wir immer wieder daß wir Dinge tun sollen die außerhalb unserer Komfortzone liegen? Neues, das ein bißchen Angst macht? Und warum mache ich so etwas? 

Letzten Sonntag bin ich zum ersten Mal für die Hessenliga im Triathlon gestartet. 

Wie bin ich überhaupt im Triathlon gelandet?? Als Läuferin? 

Ein paar Triathlons habe ich seit 2017 gemacht: der Grund war daß ich mich über die Straßensperrungen beim Frankfurt City Triathlon geärgert hatte, die Radstrecke verläuft ganz in der Nähe unserer Wohnung und ich konnte weder die Straßenbahn benutzen noch irgendwo die Straße überqueren. Daher dachte ich mir, ich mache einfach mit und ärgere mich dann nicht mehr über die Sperrungen, sondern nehme am Wettkampf teil. 

Diese Triathlons habe ich immer ganz für mich gemacht und die Atmosphäre genossen, vor allem in Frankfurt. Heimspiel, teils in „meinem“ Stadtteil! 

Aber Hessenliga??

Unsere wunderbare Teamkapitänin hat einige Mädels für die 2. Damenmannschaft motiviert. Da konnte, oder wollte?, ich nicht ablehnen! Aber: Liga? und dort Spaß haben? Da zählt doch die Leistung? Und die Teilnehmer dort sind (sehr) schnell in allen Disziplinen?! 

Meine Trainingspartner sagten mir daß es keine gute Idee sei dort an den Start zu gehen wenn man nicht mithalten kann. Und wenn man nicht hart darauf trainiert. 

Unsere Teamkapitänin versicherte aber immer wieder daß es um das gemeinsame Erlebnis geht. 

Und so fand ich mich am Sonntag in der Wechselzone wieder und fragte mich auch dort, wie ich da eigentlich hingekommen bin. 

Die Stimmung war toll, und ein Teil von dem Team zu sein fühlte sich sehr gut an. 

Bei Regenwetter und Kälte ging es zum Schwimmstart. Wir hatten beschlossen uns nicht einzuschwimmen, da wir anschließend in der Kälte hätten Schlange stehen müßten. Vor mir stand der am meisten frierende Mann den ich jemals gesehen habe! Er hat so gezittert, mit so wenig Körperfett ist es bei der Kälte schwierig. „Alles unter 20 Grad betrachte ich als Körperverletzung“, sagte er. 

Ich stand recht weit hinten und alle 10 Sekunden durfte ein Athlet ins Wasser. Mit Anlauf und Köpper. Nun ja, das habe ich nicht geübt, und dies beim Wettkampf auszuprobieren (und die Schwimmbrille dabei zu verlieren) war keine gute Idee. Daher bin ich zum Beckenrand getrabt, habe mich hingehockt und bin etwas zaghaft ins Wasser – um dann loszukraulen und die kompletten 500 m durchzukraulen! Es war großartig und ich war sehr stolz – nach den letzten Freiwasser-Einheiten bei denen ich nicht kraulen konnte und sehr frustriert war. Ich sehe jetzt daß das an der Kälte liegt, denn das Freibad war sehr gut beheizt, und schon waren 500 m gar kein Problem! Lange Züge, nicht versuchen plötzlich schnell zu schwimmen was ich auch nicht trainiert hatte. Okay, nicht Liga-gerecht, aber: ich kraule! Glücklich darüber aus dem Becken raus, in die Wechselzone, und… während die Liga-„Profis“ Wechselzeiten von deutlich unter einer Minute haben, habe ich kurz überlegt was ich jetzt eigentlich alles brauche fürs Rad. 

Da ich so weit hinten war wurde ich kräftig angefeuert, die Zuschauer hatten ja nichts mehr zu tun: das war schön. 

Rauf aufs Rad an der Aufstiegslinie und in Richtung Bundesstraße. Da es so regnete habe ich vermieden, auf die weißen Fahrbahnmarkierungen zu kommen die vermutlich rutschig sind. 

Die Strecke war – eigentlich – perfekt um in der Aero-Position zu fahren, was ich jedoch auch noch nicht beherrsche. Und auch hier: keine gute Idee, dies im Wettkampf zu probieren, und dann noch bei Regen. 

Zwei Runden, und es war bald nur noch ein einziger Athlet hinter mir. Einer wird halt Letzter: ist das eigentlich schlimm? Ich wollte nicht die Letzte werden, daher habe ich versucht, meine Geschwindigkeit zumindest zu halten. 

Irgendwie ging meine Strecke sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg bergauf. Später sagten die Vereinskollegen daß es so windig gewesen sei. Ach so, dann war das der Wind. Der kommt natürlich auch immer von vorne. 

Die 180 Grad Kehren auf der Radstrecke… bin ich, sagen wir, sehr zaghaft gefahren, einen Fuß ausgeklickt und nahezu um die Kurve geschoben. 

Ist das peinlich? Es fühlt sich so an, jedoch haben alle mal angefangen, und ich wollte auf jeden Fall ins Ziel und nicht stürzen, denn das wäre noch blöder als nicht um die Kurven zu kommen. 

Und dann meine Disziplin, das Laufen. Vom Rad runter, in die Wechselzone, wo ist mein Platz?? Die Helfer haben mir netterweise etwas geholfen und ich habe, immer noch bei Regen, die Schuhe getauscht, den Helm verstaut und bin losgelaufen. 

4 Runden durch den Wald und durch das Stadion. 

Meine Teamkameradinnen waren längst auf der Laufstrecke bzw. fast fertig als ich auf die erste Runde ging. Ich habe auch das akzeptiert und versucht, bei mir zu bleiben. 

Laufen klappt generell recht gut, die Pace war relativ flott, aber richtig schnell wollte mein Körper nicht laufen. 

Insgesamt war ich an dem Tag ziemlich zaghaft unterwegs, bei allen 4! Disziplinen (inclusive den Wechseln). Plus der 5., dem Mindset!

Warum eigentlich? Im Hinterkopf der Gedanke daß ich „sowieso die langsamste bin“, daß ich „gar nicht trainiert hatte, jedenfalls nicht auf einen schnellen, kurzen Wettkampf“, daß ich „sowieso nicht mithalten kann“. 

Der Vergleich mit anderen ist immer sinnlos! Die anderen: haben einen anderen sportlichen „Werdegang“, haben andere Dinge trainiert und gemacht, da bringt es überhaupt nichts daß ich mich mit ihnen vergleiche. 

Stattdessen darf ich mich mit meinen eigenen Leistungen vor ein paar Jahren vergleichen! 

Später, auf der Rückfahrt im Vereinsbus, fragte ein sehr, sehr schneller Vereinskollege mich, wie mein Wettkampf war. Als ich ihm meine Zeiten sagte, meinte er: das ist doch super! 

Und hier wurde mir klar daß die meisten Menschen überhaupt keinen Triathlon angehen bzw. bewältigen, daß sehr viele diese Zeiten nicht laufen, und daß ich mit so wenig fokussiertem Training und auch Mindset eine starke Leistung erbracht habe. Warum also so zaghaft, sowohl auf der Strecke als auch gedanklich? 

Mein Fazit? 

Ständig zu sehen was die anderen machen, ohne deren Hintergründe zu betrachten, bringt nichts. Dabei verlieren und limitieren wir uns nur selbst und hemmen uns bei dem was möglich wäre!

Meine Premiere in der Liga habe ich gemeistert. Und alle Gedanken im Vorfeld unnötig. Die Mannschaft ist toll und das gemeinsame Erleben und Sport treiben auch! Es ist sehr motivierend daß ich lernen darf und daß wir uns alle akzeptieren und schätzen. So sollte es im Sport ohnehin sein! Natürlich geht es in der Liga auch um Leistung, aber hier schreibe ich über eine Mannschaft die sich gerade erst zusammenfindet.

Und was hat dieser Artikel in einem Business-Netzwerk zu suchen? 

Die Erkenntnisse aus dem Sport sind auf vieles im Business übertragbar. Sich selbst etwas zu trauen, auch diesen Artikel zu schreiben. Nur wenn wir uns anderen mitteilen kommt es zu einem Austausch und wir können voneinander und miteinander lernen! Dann sehen wir nämlich auch, daß wir nicht alleine sind mit unseren Zweifeln und Gedanken: das ist persönliches Wachstum! Und darauf dürfen wir immer neugierig sein. 

Wir können so vieles entdecken und meistern, aber wenn wir es nicht einmal versuchen, werden wir niemals wachsen und auch nicht stolz und zufrieden sein. Und mein Zieleinlauf war ein tolles Erlebnis: davon möchte ich noch mehr! Die Ziellinie eines Triathlons, oder eine andere, berufliche Ziellinie, von denen wir uns immer wieder welche setzen dürfen.